3.0 Einleitung Corona

 

Die Corona-Pandemie zeigt, dass sich sehr viele Menschen nicht darüber bewusst sind, über welch einen abwehrfähigen Körper sie verfügen. Auch wenn die Medizin in den letzten Jahrzehnten extrem viele Fortschritte gemacht hat, müssen wir anerkennen, dass wir die Fähigkeiten unseres Körpers in all ihrer Vielfalt erst langsam zu begreifen beginnen.

 

25. Juli 2024

Ein Vorwort zum Vorwort

Die Kapitel zu diesem Blog hatte ich bereits Mitte 2022 durch eine verkürzte Fassung einiger Kapitel im Blog „Biologie“ geschrieben. Entgegen meiner anfänglichen Absicht habe ich mich erst Ende 2023 dazu entschieden, sie nach einem nochmaligem Korrekturlesen zu veröffentlichen. Mir erschien es 2022 trotz des Abebbens der Pandemie nicht sinnvoll, die vor allem durch Medien aufgeputschte emotionale Sicht auf Covid-19 durch eine „nüchterne“ Darstellung auf eine sachlichen Ebene zu überführen um uns über diese einschneidende Pandemie und unsere Reaktionen darauf austauschen und diskutieren zu können.

Bei Epidemien und Pandemien wie HIV, Covid-19, Grippe-Epidemien, handelt es sind um Infektionskrankheiten, die immer wieder auftreten und viele Menschenleben fordern können.

Wir müssen davon ausgehen, dass wir in absehbarer Zeit wieder von einer neuen Pandemie betroffen sein werden – ob nächstes Jahr oder erst in 20 Jahren ist aber ungewiss.

Damit wir dann nicht dem schlagzeilenheischenden Journalismus erliegen, erscheint mir ein Basiswissen über unseren Körper und seine Fähigkeiten wichtig zu sein. Dieses Wissen um die Fähigkeiten unseres Körpers, dürfte in Ausnahmesituationen die eigene Angst minimieren und eine rational begründbare Reaktion ermöglichen.

 

Einleitung/Vorwort

25. Juli 2024

Im April 2020 sagte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn einen nachdenkenswerten Satz „Wir werden einander verzeihen müssen“.

Es war eine sehr emotionale Zeit die hinter uns liegt. Eine Zeit der Angst, der Überreaktionen, der Entfremdung. Eine Zeit, die Gesellschaften nur dann durchleben, wenn sie im Krieg sind. Eine Zeit, in der Zusammenhalt, egal zu welchem Preis, zum größten Gut gehörte und von jedem eingefordert wurde

Es herrschte eine Wagenburgmentalität. Wer sich nicht bedingungslos der herrschenden Meinung unterwarf, wurde zum Außenseiter erklärt. Manche forderten sogar, dass nicht nur Corona-leugner sondern auch Menschen, die Besonnenheit einforderten, vom gesellschaftlichem Leben ausgeschlossen werden sollten. Manche forderten, dass ihnen ihre Arbeit gekündigt, ihre Rente gekürzt werden sollte. Die überbordenden Emotionen, die Angst um das eigene und das Leben der einem nahestehenden, lies bei einigen jedes Maß verlieren.

Zu Beginn der Pandemie, als Virologen das Virus noch nicht bestimmt hatten, da wäre Angst angebracht gewesen. Aber als immer mehr über das Virus und seine Auswirkungen auf unseren Körper bekannt wurde, hätte die Furcht die Angst ablösen müssen. Im Deutschen unterscheiden wir zwischen Angst und Furcht:

  • Angst – das ist eine emotionale Reaktion auf etwas , das einem unbekannt ist oder dessen Gefährdungspotential man nicht einschätzen kann,
  • Furcht – das ist auf etwas Konkretes bezogen, dass einen bedroht oder bedrohen kann, aber das man konkret benennen kann, wie z.B. eine giftige Schlange usw. und dem man rational am besten begegnen kann.

Die ersten Anzeichen einer Infektionswelle, die dann in einer Pandemie endete, wurde von den Verantwortlichen in Politik und Medien zu Beginn, als man noch hätte gegensteuern können, nicht wahr genommen oder verharmlost (“nicht mehr als eine Grippe”). Nach Bergamo wurde in uns durch die Medien mit ihren immer neuen, angstmachenden Sondersendungen und Schlagzeilen eine aus meiner Sicht kollektive Hysterie erzeugt, die Freundschaften zerstörten, Ausgrenzungen erzeugte.

Nicht mehr die Vernunft sondern die Emotionen bestimmten das Geschehen. Aus meiner Sicht war es ein Rückschritt auf der menschlichen Entwicklungsstufe. (Link)

 

Ein kurzer Rückblick

Als ich erstmals Ende der ersten Januarwoche 2020 einen Hinweis eines Kollegen in unserem Forum über die Befürchtungen amerikanischer Virologen über eine vermutlich neue Virusvariante las, die später als Covid-19 bezeichnet wurde, war vieles noch unklar. Damals stellte sich mir die Frage, ob man die Gefahr ernst nehmen müsse, oder würde es, wie bei den meisten anderen neu auftretenden Viruserkrankungen, nur zu einem regional begrenzten Ausbruch kommen?

Chinesische und bald darauf auch westliche WissenschaftlerInnen haben sehr schnell reagiert und uns Klarheit über das Virus verschafft.

Waren es zu Anfang 2020 zunächst nur wenige Berichte über ein neues Virus, so brachte Bergamo mit dem nächtlichen Transport der Corona-Toten in Militärtransportern die Wende. Im April 2020 war die mediale Ausschlachtung mit einer Vielzahl an angstmachenden Schlagzeilen und Fernsehsendungen bereits im vollen Gang, Aus meiner Sicht hat damals nicht mehr das wissenschaftliche Abwägung das Geschehen bestimmt sondern viele Journalisten haben die Politiker zum Handeln getrieben – und viele Politiker schienen die Situation zu nutzen, um sich als Behüter und Beschützer ihrer Wähler zu profilieren.

Im Nachhinein muss man feststellen, dass die Medien durch ihren Schlagzeilenjournalismus und täglichen Sondersendungen, bei denen die Devise galt „Only bad news are good news“, eine schwierige Situation so stark dramatisiert haben, dass Emotionen und nicht rationales Handeln das „Tun“ bestimmten.

Durch diese Negativmeinungen und Meldungen wurden die Menschen in Angst und viele in Panik versetzt. Das wurde dadurch noch verstärkt, dass aus meiner Sicht nur Experten befragt wurden, die die Angst mit ihren Aussagen verstärkten – „es wird alleine in Deutschland 1 Million Tote geben“ usw.. Es waren „Experten“, die teilweise nicht namentlich genannt wurden, die zum großen Teil aus vollkommen fachfremden wissenschaftlichen Gebieten kamen wie Astrophysiker, Mathematiker, Naturphilosophen usw., oder die sich als Funktionäre in den Vordergrund zu drängen versuchten.

Es wurden zu Recht Virologen befragt, die sich mit dem Angreifer beschäftigten, aber keine Wissenschaftler, die im Bereich unserer körpereigen Abwehr forschten oder arbeiteten – die Immunologen. Es war eine extrem einseitige Sicht, die durch eine vollkommene Unkenntnis der Journalisten zu erklären ist oder auf dem Versuch Schlagzeilen um jeden Preis zu „produzieren“.

Dass über Covid-19 so emotional gesprochen und geschrieben wurde, zeigt, dass vielen Menschen nicht bewusst ist, dass wir tagtäglich, mit jedem Atemzug, mit jeder Aufnahme von Nahrung, selbst durch einen oberflächlichen Kontakt mit einem anderen Menschen oder einer anderen Art (Tier), mit einer Vielzahl an Bakterien, Viren oder Pilzen in Kontakt kommen.

 

Der Versuch einer Einordnung

In den Medien wurde, wie zuvor schon erwähnt, fast ausschließlich über den Angreifer, das Virus berichtet, nicht aber über unser Abwehrsystem, von dem die meisten Menschen bis zum Ausbruch der Pandemie wahrscheinlich nur minimale Kenntnisse besaßen.

Im weitesten Sinne können wir den Krieg zwischen der Ukraine und Russland mit dem Virus vergleichen.

  • Es gibt einen Angreifer – das Virus,
  • und einen Verteidiger – unsere körpereigene Abwehr zu der auch unser Immunsystem gehört.

Wissenschaftlich werden die

  • Viren – von Virologen,
  • Bakterien – von Bakteriologen,
  • und unser Abwehrsystem – von Immunologen erforscht.

Diese Forschungsgebiete haben Teilmengen gemeinsam, aber sind auf sehr unterschiedlichen Gebieten unterwegs.

Alle Kapitel dieses Blogs beziehen sich auf das Fach Immunologie. Die Immunologie ist eine Wissenschaft, die uns in den letzten Jahrzehnten sehr viel an neuem Wissen erfahrbar gemacht hat. Meine Ausarbeitung gibt nur einen groben Überblick, aber selbst der dürfte manchem schon recht umfangreich erscheinen.

Zu Beginn der Pandemie habe ich nicht nachvollziehen können, warum die Journalisten, Politiker aber auch die nach ihrer Meinung und Einschätzung gefragten fachnahen Wissenschaftler ihr Augenmerk scheinbar ausschließlich auf den Angreifer, das Covid-19 Virus gerichtet haben.

Ein in seiner Abwehrleistung gesunder Körper ist zu allermeist in der Lage die Angreifer, seien es Viren, Bakterien oder Pilze in kurzer Zeit zu erkennen und Gegenmaßnahmen zum Abtöten der Eindringlinge zu ergreifen.

Bei einem Krieg, und das war es im mikroskopischen Bereich zwischen dem Virus und bestimmten Zellen in unserem Körper, wird normalerweise das Potential des Angreifers dem des Verteidigers gegenübergestellt. Daraus ergibt sich die Frage, was der Angegriffene tun muss um erfolgreich den Angriff abzuwehren.

Dazu hätte es einer Abwägung der Abwehrfähigkeit jedes Einzelnen bedurft.

Ich wage die These:

Nachdem sich das Virus wegen anfänglicher Untätigkeit weltweit verbreitet hatte, dürfte der Versuch auch die Immungesunden zu isolieren und später zu impfen, den Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kaum Vorteile im Abwehrkampf verschafft haben, dazu war das Virus wahrscheinlich  zu weit verbreitet.

Bei den immungesunden Menschen hat unser Abwehrsystem durch immer weitere Entwicklungen in den vergangen hunderten von Millionen Jahren eine Perfektion erreicht, die nur als fantastisch zu bezeichnen ist. Das kann man auch daran ablesen, dass durch Corona-Tests bei vielen Menschen Antikörper gegen das Covid-19 Virus nachgewiesen wurden, die  keinerlei oder nur leichte Krankheitssymptome zeigten.

 

Etwas Allgemeines

Nochmals der Hinweis: Im Laufe der Evolution hat sich in den Körpern aller Lebewesen ein Schutz gegenüber Angreifern entwickelt, den die WissenschaftlerInnen erst in den letzten Jahrzehnten für uns in großen Teilen enträtselt haben – und doch sind noch sehr viele Fragen offen.

Unser Körper kann man als ein geschlossenes System bezeichnen, dessen Inneres nur über bestimmte Öffnungen mit der Umwelt in Berührung kommt.

An Körper-Öffnungen kommen vor (sie dienen als Eintrittspforten für fremde Organismen):

Im Kopfbereich:

  • Mund – der dient der Aufnahme von Nahrung und auch zum Atmen
    (Mund- und Nasenraum vereinigen sich im Rachen),
  • Nase – sie dient zur Aufnahme von sauerstoffreicher Luft und Abgabe von CO² gesättigter Luft,
  • Augen,
  • Ohren.

Im Bereich des Beckenbodens:

  • Öffnung für die Ausscheidungen des Harnsystems (die Harnröhre) – die Harnröhre dient als Austrittsstelle für das ableitende Harnsystem und beim Mann auch für das Ausscheiden des Ejakulats,
  • Öffnung des Verdauungstraktes (Anus),
  • Öffnung zu den Geschlechtsorganen (Vagina).

Unnatürliche Öffnungen zur Außenwelt bezeichnen wir als Wunden, über sie können auch Mikroorganismen in unser Körperinneres gelangen.

Durch unsere Körperöffnungen (Mund, Nase, Augen, Urogenitaltrakt) dringen eine Vielzahl an für uns harmlosen aber auch einige krankmachenden Einzellern und Viren in unseren Körper ein.

In einer Studie konnten bei fast allen Getesteten 1-9 verschiedene, potentiell krankmachende Virenarten im Körperblut nachgewiesen werden (s. weiter unten). Andere Studien wiesen in jedem Körper Bakterien nach, die krankmachen können. Dass das zuallermeist nicht passiert, verdanken wir unserem Immunsystem.

Um dir die Dimensionen zu verdeutlichen, mit wie vielen Einzellern (also auch Bakterien) wir in jedem Augenblick in Kontakt kommen, belegt eine Studie, der zufolge in nur einem Liter Seewasser über 1 Milliarde Einzeller nachgewiesen wurden. Der Anteil der Viren dürfte vergleichbar oder höher sein. So stellt sich die Frage, durch wie viele Liter Wasser schwimmen wir während eines Urlaubs im Meer oder in einem Fluss oder See? Das sollte keinen abhalten seinem Plansch- oder Schwimmvergnügen nachzugehen, unser Abwehrsystem ist dafür bestens ausgerüstet.

Viele Menschen versuchen durch Desinfektionsmittel ihre Umgebung „keimfrei“ zu machen, was bei der Reproduktionsfähigkeit der Bakterien unmöglich ist. Auch dürften diese Bemühungen zur Keimfreiheit unseren Körpern eher schaden als nutzen, weil damit der Aufbau eines gesunden Immunsystems behindert werden kann. Das bedeutet nicht, dass eine gesunde Reinlichkeit oder Hygienemaßnahmen in den Kliniken wenig sinnvoll wären, diese sind jedoch von einer übertriebenen Reinlichkeit im privaten Bereich zu unterscheiden.

Gegen die Eindringlinge in unseren Körper schützen uns eine Reihe von Abwehrmaßnahmen, von denen ein Teil unser Immunsystem bildet. Diese Abwehrstrukturen sind tagein tagaus aktiv, auch wenn wir er nicht wahr nehmen. Erst wenn eine Überlastung oder eine Schwächung des Immunsystem auftritt oder vorliegt, äußert sich das durch bestimmte Symptome einer viral oder bakteriell verursachten Erkrankung.

 

Unser körpereigenes Abwehrsystem

Unser körpereigenes Abwehrsystem besteht vereinfacht beschrieben aus vier nachgelagerten Abwehrfronten, die man mit einer Burg-Festung mit Abwehrringen vergleichen könnte. Hinzu kommt die Fähigkeiten unsere Ärzte und Wissenschaftler, unser Abwehrsystem zu stärken.

1. Abwehrfront (Festungsmauer) – unsere äußere Haut

Eine für die Mikroorganismen nicht zu überwältigende Festungsmauer bildet unsere äußere Haut, sofern sie gesund und nicht durch eine Wunde oder offene Stellen versehrt ist. Auf unserer Haut leben sehr viele verschiedene Mikroorganismen die bei einer gesunden Haut nie in unseren Körper gelangen.  Siehe Kapitel 3.4.1.

 

2. Abwehrfront – die Schleimhäute

Sie kleiden die Bereiche in unserem Körper aus, die mit der Außenwelt durch die zuvor aufgelisteten Öffnungen in Verbindung stehen. Die Schleimhaut hindert Eindringlinge daran weiter in unseren Körper vordringen zu können, dazu bilden spezifische Zellen

  • Schleim, der die Schleimhäute überzieht. In der Lunge verfangen sich die Staubpartikel oder Ruß, aber auch Bakterien und Viren in diesem Schleim, die mit jedem Hustenstoß aus der Lunge nach außen befördert werden. Darum husten wir bei einer Erkrankung in den Atemwegen vermehrt Schleim ab.
  • im Magen Salzsäure, die nicht nur die aufgenommene Nahrung sondern auch Bakterien zersetzende bakterienauflösende Substanzen enthält (Salzsäure).

 

Trotzdem gelingt es einem, wenn auch kleinen Teil der Eindringlinge, über unsere Atemorgane, dem Verdauungssystem oder im Urogenitalbereich (Harnröhre, Vagina, Penis) weiter in unseren Körper einzudringen. Auch wenn es nur ein kleiner Prozentsatz ist, so sind es doch sehr viele Mikroorganismen, die stündlich, minütlich in unseren Körper weiter vordringen. Gelingt es ihnen bis in das Blutsystem zu gelangen, dann können sie sich im ganzen Körper verbreiten.

Während Bakterien sich aktiv bewegen können, besitzen Viren keinerlei Möglichkeiten sich selbständig fort zu bewegen, sie sind auf einen passiven Transport angewiesen,  z.B. durch den Blutstrom und in der Lunge durch den Luftstrom.

Die Viren können außerdem nur dann ihre krankmachende Wirkung entfalten, wenn sie passiv zu den für sie „richtigen“ Zellen gelangen. Die Zellen besitzen auf ihrer Zelloberfläche sogenannte Rezeptoren an die sich nur bestimmte Stoffe (Nährstoffe, Botenstoffe) anlagern können.

Die Viren besitzen auf ihrer Oberfläche sogenannte Spikes, die wahrscheinlich heute jeder kennt. Diese Spikes können sich an dafür spezifische Rezeptoren einer Zelle anlagern. Es ist wie bei einem Schlüssel, der nur in ein bestimmtes Schloss passt (mehr in Kapitel 3.1 und 3.1.1). Die Zelle registriert dann, dass es ein “bekanntes” Molekül ist und nimmt es in das Zellinnere auf, wo sich das Virus dann ungehindert vermehren kann – das Virus ähnelt somit einem “trojanischen Pferd”.

 

Unser Abwehrsystem besitzt noch zwei weitere, äußerst effektive Abwehrsysteme. Diese bestehen aus den im Knochenmark gebildeten Zellen, die du wahrscheinlich als weiße Blutkörperchen (Leukozyten) kennst.

Die weißen Blutkörperchen bestehen aus unterschiedlichen Zellarten, die die beiden letzten  „Verteidigungslinien“ bilden:

3, Abwehrfront – allgemeines Abwehrsystem
Zum allgemeinen Abwehrsystem gehören verschiedene Zellarten, von denen uns an dieser Stelle die Makrophagen interessieren. Die Makrophagen werden mit dem Blut transportiert, liegen aber auch zwischen den Zellen der Gewebe als „Wächter“. Sie dienen dazu:

  • fremde Zellen z.B. Bakterien oder
  • entartete Zellen oder
  • alte Zellen, die abgebaut werden sollen,

zu erkennen und sie zu phagozytieren (die Makrophagen nehmen dabei die erkannten Zellen in ihr Zellinneres auf (= phagozytieren sie) und zersetzen sie in ihr Zellinneren).

Viren sind um etwa eintausendmal kleiner als  Makrophagen. Wenn die Makrophagen Viren erkennen, nehmen sie sie auf und präsentieren auf ihrer Zelloberfläche Bruchstücke des zersetzen Virus. Diese Bruchstücke werden von sogenannten T-Helferzellen aufgenommen und zu den Zellen des spezifischen Abwehrsystems transportiert.

 

4. Abwehrfront – Spezifisches Abwehrsystem

Diese Zellen werden Lymphozyten genannt. Es gibt verschiedene Arten von Lymphozyten die in den Kapiteln 3.6.2 und 3.6.3 beschrieben werden.

 

5. Abwehrfront

Und wenn all diese Abwehrfähigkeiten nicht ausreichen sollten, weil ein Körper oder sein Abwehrsystem zu geschwächt ist um sich alleine der Bakterien oder Viren erwehren zu können, dann können die Ärzte/Ärztinnen mit einer Vielzahl an heute erhältlichen Medikamenten (u.a. Antibiotika, Virostatika) die Abwehrbereitschaft stärken und teilweise unterstützen.

Vorbeugend kann unser Körper durch eine Impfung schon auf eine mögliche Infektion vorbereitet werden, denn je schneller unser Immunsystem den Krankheitsauslöser erkennt, desto schneller kann unser Immunsystem Gegenmaßnahmen ergreifen. Das ist besonders wichtig bei Viren, die sich Zellen anlagern, die nicht so schnell oder nicht erneuert werden können.

Ein Hinweis ist bei Impfungen wichtig:

Eine Impfung schützt uns nicht davor, dass ein Virus in unseren Körper eindringen, Zellen befallen und sich vermehren kann. Eine Impfung ist mit einem „poliziebekannt“ zu vergleichen. Nach einem Einbruch kann die Polizei Fingerabdrücke usw. nehmen. Ist der Einbrecher nicht bekannt, dann muss umständlich nach ihm gesucht werden. Kann man den Einbrecher anhand der Fingerabdrücke identifizieren, dann kann gezielt nach ihm gesucht werden.

Bei einer Impfung werden statt Fingerabdrücke Gedächtniszellen gebildet. Dringt ein Virus in unseren Körper ein, so kann es schneller identifiziert werden und Gegenmaßnahmen getroffen werden.

Eine Impfung verhindert also keine Infektion, es kommt aber zu einer viel schnelleren Abwehrreaktion, so dass nur wenige Zellen befallen werden können und wir im Idealfall keine oder nur wenige Symptome spüren.

 

Eine Nachbetrachtung

Heute, Juni 2024, ist das Virus aus den Schalzeilen verschwunden, wir leben nun in der Post-Covid-19  Zeit in der für Interessiert die Aufarbeitung beginnen sollte.

Im Nachhinein stellt sich die Frage, waren alle Maßnahmen notwendig die eingeleitet wurden? Amerikanische Virologen haben bereits im Januar 2020 versuchten, die politischen Entscheidungsträger auf die wahrscheinliche Gefährlichkeit des Virus hinzuweisen, damit Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden konnten. Bis Bergamo passierte allerdings fast nichts, um dieses neue Virus aufzuhalten. In der Zwischenzeit hatte sich das Virus so ausgebreitet, dass Gegenmaßnahmen zwecklos gewesen sein dürften.

Nach Bergamo und der damit verbundenen medialen Aufregung war das Virus in aller Munde. Die Medien hatten ihren Aufmacher für jeden der nachfolgenden Tage und Monate.

Ich will es an einem Beispiel verdeutlichen. Das Covid-19 Virus besteht aus einem einfachen Aufbau – eine kleine Sequenz aus RNA mit einer die RNA schützenden Hülle. Diese Einfachststruktur erscheint mir auf unsere Körperabwehr bezogen wie eine Horde mittelalterlicher verlotterter Kämpfer mit zotteligen Haaren. Sie sind nur mit Keulen, Schwertern und Äxten bewaffnet und versuchen damit unsere Festung (unseren Körper) zu erstürmen.

Das Aussehen dieser „Kreaturen“ machten uns Angst. Aber was haben wir ihnen entgegenzusetzen?

Gegenüber dieser mittelalterlichen Horden ist unser Abwehrsystem „außergalaktisch“. Unsere Abwehrzellen haben über die Jahrmillionen Fähigkeiten entwickelt, die den Angriffsmöglichkeiten der Viren bei weitem übersteigen.

Nur waren diese Fähigkeiten, die unser Körper besitzt, bis zur Pandemie den allermeisten Menschen offensichtlich nicht bewusst. Sie sahen nur die anstürmenden Horden, die sie laut Journalisten in ihrer Existenz bedrohen würden. In täglichen Sondersendungen und endlosen Zeitungs-Artikeln wurde ein Bedrohungsszenario dargestellt, dass die Angst immer mehr steigerte und in teilweise hysterischen Reaktionen endete.

Bei Corona war es die ausschließliche Sicht auf das Virus. Vieles wäre uns aus meiner Meinung nach erspart geblieben, hätten die Verantwortlichen in Medien und Politik auch noch eine andere Sichtweise (die in vielen Jahrmillionen entwickelte Abwehrfähigkeit unseres Körpers) zugelassen.

Dazu ein persönliches Erlebnis aus dem Jahr 1968, das für mich prägend wurde: Ich ging durch die Hohe Straße in Köln um mir in einem Geschäft meine erste Jeans zu kaufen. Da sah ich eine junge Frau, die vor mir ging. Sie trug eng anliegende Jeans, war sehr schlank und hatte schulterlange gelockte blonde Haare. Sie sah toll aus. „Das ist bestimmt ein Fotomodell“. Ich ging etwas schneller. Nachdem ich auf gleicher Höhe war, konnte ich ihr Gesicht sehen – „Sie“ trug einen dunklen Vollbart. Ich war so etwas von ernüchtert.

Jahre später erinnerte ich mich wieder an diese Szene. Fortan kam mir diese Situation immer wieder in den Sinn wenn ich mir voreilig eine Meinung gebildet hatte.

 

Wenn wir all diese Angst, die so viele von uns während der Pandemie empfunden haben,  in Furcht vor anderen „alltägliche Erkrankungen“ konservieren könnten, die teilweise tödlich verlaufen, dann würde das viel mehr Menschenleben retten als während der Pandemie. Zu diesen “alltäglichen Erkrankungen” gehört die Sepsis (Blutvergiftung).

 

Sepsis (umgangssprachlich Blutvergiftung genannt)

Jedes Jahr werden Zahlen über die Toten veröffentlicht, die durch eine Sepsis gestorben sind. Es sind jedes Jahr immer um die 60.000 Toten, alleine in Deutschland.

Zu einer Sepsis kann es infolge einer Infektion kommen, in deren Verlauf es zu einer überschießenden körpereigen Abwehrreaktion gegen diese Infektion kommt. Es ist also eine körpereigene Überreaktion, bei der Organe geschädigt werden können. Selbst harmlos erscheinende Kratzer durch die z.B. kleinste Bestandteile von Erde in eine Wunde gelangen, können das Einfallstor für eine Vielzahl in dieser Erde enthaltenen Bakterien, Viren und Pilze sein.

Die durch eine Sepsis verstorbenen Menschen waren zu etwa 80 % von einem Bakterium und zu 20 % von einem Virus infiziert worden. Viele der häufig jüngeren Menschen könnten gerettet werden, wenn man die Sepsis frühzeitig z.B. durch einen Arztbesucht hätte diagnostizieren lassen. Aber weil es dazu keine mediale Aufmerksamkeit gibt, sterben ohne Not an einer Sepsis jährlich viele jüngere Menschen. Dazu in späteren Kapitel mehr.

Studien haben gezeigt, dass Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankten, häufig eine Sepsis mit massiven Entzündungszeichen ausbildeten und daran starben, die Sepsis war also das letzte Krankheits-Stadium der an Corona erkrankten Patienten.

In Deutschland sind in drei Jahren 175.000 Menschen an oder mit Corona verstorben, dass sind auf ein Jahr bezogen etwa 65.000 Tote. Davon waren 65 % über 80 Jahre und 30 % zwischen 60 und 79 Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei Frauen bei 83,4 und bei Männern bei 78,5 Jahren.

Die Zahlen zu den Coronatoten will ich nicht relativieren, aber sie sollen zeigen, dass vieles in unserem Gesundheitssystem noch verbesserungswürdig ist. Wir alle müssen aber akzeptieren, dass bei Menschen, deren Körper sehr geschwächt ist, der Tod eine natürliche Folge der Schwäche ist.

 

Und zur Ergänzung noch weiter Zahlen:

20.000 Menschen sollen jedes Jahr alleine in Deutschland durch eine Infektion sterben, mit der sie sich während eines Krankenhausaufenthalts infiziert haben. Das ist nicht die Schuld fehlender Hygiene in den Krankenhäusern, dafür wird zuallermeist alles menschenmöglich gemacht, sondern ist dadurch bedingt, dass bei vielen Krankenhauspatienten altersbedingt das Abwehrsystem massiv geschwächt ist und viele neu eingelieferte Patienten Krankenkeime bei der Einlieferung einschleppen. Im Krankenhaus können dann die Keime auf andere abwehrgeschwächte Menschen übertragen werden.

Darum gibt es für PatientenInnen mit Infektionserkrankungen spezielle Infektionsabteilungen in denen sie isoliert versorgt werden.

All das gilt auch besonders für die Alten- und Pflegeheime. Da die alten Menschen relativ eng beieinander ihren Lebensabend verbringen, kann auch in diesen Bereichen eine Infektion sehr schnell auf andere übertragen werden.

 

Kompetenz

Ich habe zuvor auf die fehlende Kompetenz mancher in den Medien auftretender “Experten” hingewiesen.

Bei Corona haben wir in Zeitungen und Fernsehberichten immer wieder davon gelesen und gehört, dass sich Journalisten auf „Experten“ berufen haben, aber deren Namen nicht nannten. Benannt wurden Virologen, Astrophysiker, Mathematiker, Funktionäre, Naturphilosophen usw..

Virologen beschäftigen sich mit dem Angreifer, dem Virus, und sehen von ihrem Fachbereich aus eine Infektion naturgemäß etwas anders als Immunologen, die von unserem Körper und seinen Möglichkeiten ausgehen. So wäre es notwendig gewesen Virologen und Immunologen in gleichem Maße zu Wort kommen zu lassen.

 

Was habe ich für eine Kompetenz diese Ausführungen über Immunologie zu schreiben?

Zwischen 1980 und 2005 haben viele Studierende der Medizin mit meinem Kurzlehrbuch/Lehrbuch, dem Atals zur Anatomie, Verlaufsbeschreibungen usw. die Anatomie erlernt oder sich auf die Prüfungen und das Physikum vorbereitet. Meine Frau hat zu all meinen Publikationen Bildmaterial gezeichnet.

Viele Laien verbinden mit der Anatomie das Sezieren von Leichen (makroskopische Anatomie), das ist aber nur ein Teilbereich. Die Anatomie umfasst auch die mikroskopische Anatomie, die man grob in die Histologie (Gewebelehre) und die Zellbiologie unterteilen kann. Hinzu kommt laut Gegenstandkatalog die Embryologie. Im Gegenstandskatalog ist das Wissen aufgelistet, was eine Medizinstudentin oder ein Medizinstudent bei einer Prüfung wissen muss/sollte.

Zur Zellbiologie gehört auch das im Gegenstandskatalog aufgelistete Grundwissen über die Immunologie, die ich in meinem Lehrbuch beschrieben habe.

Da die Immunologie einen Teilbereich meiner Arbeit überschneidet, denke ich, dass ich das Grundwissen wiedergeben kann ohne mich als Experten bezeichnen zu wollen.

Diese Ausarbeitung ist für medizinische Laien gedacht. Sie basiert auf bereits geschriebenen Kapitel die zum Block „Biologie“ gehören. Wie schon am Schreibstil unschwer zu erkennen, handelt es ich hierbei um keine wissenschaftliche, sondern eine populärwissenschaftliche Arbeit.

 

 

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