In diesem Kapitel beschreibe ich, wie sich die Sinne bei Lebewesen, und damit auch bei uns Menschen, und die Reaktionen auf die Wahrnehmungen entwickelt haben.
Im Kapitel 1.1.2 gebe ich einen ersten groben Überblick darüber, wie sich bei uns Menschen die Sicht auf unser Welt- und Menschenbild immer wieder verändert aber auch erweitert hat.
Dass wir heute dazu fähig sind,
- unsere Umwelt in ihrer Vielfalt, ob im Mikro- oder Makrobereich zu entdecken,
- unsere Vergangenheit bis zum Entstehen des Lebens ein Stück weit zu verstehen und
- unsere eigenen Fähigkeiten in Grenzen zu erweitern und
- unsere Existenz schützen zu können,
all das wurde erst durch die Entwicklung von Sinnesfähigkeiten möglich. Ohne Erkennen kann keine Reaktion folgen.
Viele Menschen gehen noch heute, geprägt durch ihre Sozialisation und dem Festhalten an Überliefertem, davon aus, dass wir als Menschen so erschaffen wurden wie wir heute sind. Dem stehen die heutigen Erkenntnisse gegenüber, die wissenschaftlich belegbar und Teil der Evolutionstheorie sind. Vieles was unsere Vorfahren erdachten und glaubten, versuchen wir mit unseren heutigen Möglichkeiten zu belegen oder zu widerlegen. So veränderten sich mit dem wachsenden Wissen auch unsere Gewissheiten über unsere Herkunft. Als Folge verändert sich bei immer mehr von uns das Welt- und Menschenbild.
In diesem Kapitel versuche ich einen sehr kurzen Überblick darüber zu vermitteln, wie erstes Leben über Millionen von Jahren die Fähigkeit erlangte
- seine Umwelt wahr zu nehmen,
- wie es auf diese Informationen zu reagieren lernte, um sich so Gefahren entziehen zu können,
- wie sich diese Fähigkeiten immer weiter entwickelten.
All das lässt sich mit einem Baum vergleichen, dessen Ursprung, eine Samenzelle ist. Diese Samenzelle keimte und entwickelte sich immer weiter zu einem Baum mit vielen Ästen.
Die ersten Entwicklungsschritte
Die ersten, einfachsten Lebens-Formen entwickelten sich sowohl was die Sinnesentwicklung als auch die Reaktionen auf Sinnesreize betrifft, immer weiter. Ohne die Entwicklung hin zum Erkennen und Reagieren wäre die Evolution des Lebens nicht möglich gewesen, weil neu geschaffenes Leben durch die Umweltbedingungen immer wieder zerstört worden wäre – siehe Phase 0.
Von dem „Null-Punkt“ ausgehend, erweiterten sich die Fähigkeiten zur Erkennung und Reaktion auf Umweltreize immer weiter. Auf den Baum bezogen entwickelten sich unterschiedlichste Strukturen zur Reizerfassung – ähnlich zu den Ästen eines Baumes. Und noch heute werden sich all die scheinbar unterschiedlichen Fähigkeiten vom Drang bis zum Reflektieren weiter entwickeln. Ich kann es nicht belegen, gehe jedoch davon aus, dass all diese Entwicklungsschritte (Phasen) nicht abgeschlossen sind sondern sich die erworbenen Fähigkeiten den Gegebenheiten anpassen und sich immer mehr erweitert werden. Bei vielem dürfte die Sozialisation eine Rolle spielen. Wohin diese Entwicklung noch führt, dazu fehlt mir selber jede Vorstellungskraft.
Wie schon erwähnt, haben sich die Fähigkeiten zu erkennen und zu handeln immer weiter entwickelt. Bei den Einzellern beruht das auf biochemischen Vorgängen. Bei den Vielzellern entwickelten sich komplexere Reaktionen wie der Drang zu überleben, indem man sich als Lebensform Gefahren entzieht, Nahrung zu sich nimmt, seine Erbsubstanz weiter gibt usw.. Der Drang in uns Lebewesen, unsere Erbinformation weiter zu geben, ist ein Bestandteil unserer Existenz, der wahrscheinlich nur durch noch intensiver empfundene Belohnungsanreize verdrängt werden kann.
Bei der nachfolgenden Auflistung habe ich einen Teil dieser Entwicklungen, die das Erkennen von Umweltreizen betrifft, grob in Phasen unterteilt. Diese Phasen könnte ich um weitere Entwicklungen erweitern, aber die Auflistung soll nur einen groben Überblick geben. In den einzelnen Kapitel der Kurzfassung werde ich die Phasen näher beschreiben.
Wer sich nur einen sehr groben Überblick verschaffen will, lese die Phasen und die Thesen, für Interessierte sind die Begründungen gedacht. Ausführlich sind die Entwicklung im Blog „Biologie“ beschrieben .
Lebensphasen | Entwicklungen |
0. Phase | Unsere Erde vor dem Entstehen von dem, was wir als Leben verstehen. |
1. Phase | Die ersten Lebensformen entstehen als Einzeller. |
2. Phase | Aus Einzellern entwickeln sich Mehr- und daraus Vielzeller. |
3. Phase | Organe entwickeln sich, es entsteht ein Belohnungssystem. |
4. Phase | Die ersten Emotionen entwickeln sich. |
5. Phase | Ein Bewusstsein entsteht. |
6. Phase | Wir lernen zu interpretieren. |
7. Phase | Reflektieren? |
8. Phase | Was ist die nächste Entwicklung? |
Phase 0 Leben
Unsere Erde vor dem Entstehen ersten Lebens.
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These
Mit der Abkühlung der Erde kam es unter Einfluss der Sonnenenergie zu chemischen und später biochemischen Reaktionen, durch die die Vorstufen zu unserem heutigen Leben entstanden. . |
Begründung
Nach heutigem Wissen kühlte sich die Erde vor etwa 4,4 Milliarden Jahren langsam ab. Die Erde, die zuvor aus einer flüssigen Masse bestand, bekam durch die Abkühlung eine die Erde umgebende Erdkruste, die heute etwa 10 – 70 Kilometer dick, und stark zerklüftet ist. 200 Millionen später soll die Erdkruste auf etwa 100 Grad abgekühlt gewesen sein. Dadurch wurde es möglich, dass sich auf der Erdoberfläche Wasser ansammelte. Ursächlich die Ansammlung von Wasser sollen u.a. gewesen sein:
In der Folgezeit entstanden zwischen den Erhebungen auf der Erdoberfläche Wasserseen, die zusammen das Urmeer/den Urozean bildeten. Die Bedingungen dürften in den Wasserbereichen sehr unterschiedlich gewesen sein, sowohl was die im Wasser enthaltenen Elektrolyte (das sind Mineralsalze wie: Natrium, Chlorid, sowie Kalium, Magnesium und Kalzium) als auch die Temperatur betraf. Durch die von der Sonne abgestrahlte Energie (Sonnenstrahlen) verbanden sich die im Wasser enthaltenen Kohlenstoffe (C) und Wasserstoffe (H) zu Verbindungen, die als Kohlenwasserstoff (CmHn) bezeichnet werden. Damit war die Grundlage für die Entstehung erster organischer Verbindungen geschaffen. Viele Wissenschaftler sehen in den hydrothermalen Quellen, die in den Tiefen der Meere liegen, einen möglichen Ort für den Beginn ersten Lebens. In einer Kurzübersicht beschreibe ich den heutigen Wissenstand siehe dazu im „Blog Kurzübersicht“ die Kapitel 2.0 ff. Im Labor kann man nachweisen, dass unter bestimmten Bedingungen die Vorstufen des Lebens, wie einfache Aminosäuren oder RNA auf natürlichem Weg entstehen können.
Und nun ein Hinweis, den ich immer wieder gerne anbringe: Das, was ich in den nachfolgenden Phasen schreibe, dürfte vielen als unglaubwürdig weil fantastisch erscheinen. Aber das gleiche würden unsere Vorfahren vor 100 Jahren gesagt haben, wenn einer ihnen etwas über die Smartphones, Tabletts, medizinische Möglichkeiten und vieles mehr erzählt hätte. Was ich hier beschreibe ist belegbar oder ableitbar. Als Beispiel für die unglaubliche Entwicklung möchte ich ein Beispiel aus dem Alltag anführen: Wie kommt einer auf die Idee, einen Apparat zu entwickeln, an dessen einem Ende eine Art Muschel ist, aus der man was hören kann und am anderen Ende ebenfalls eine Muschel, in die man rein sprechen kann. Indem man zwei solcher Apparaturen durch einen Draht miteinander verbindet, konnte man sich über weite Strecken austauschen ohne sehr laut schreien zu müssen. Für manche mag das zu Anfang ein Teufelswerk gewesen sein. Und dann ging die Entwicklung weiter bis zu unseren heutigen Handys mit denen wir über Kontinente hinweg miteinander in Verbindung stehen ohne dass die meisten von uns wissen wie es möglich ist, dass Millionen von Menschen gleichzeitig telefonieren ohne das es zum Wortsalat kommt. Wir können jetzt einwenden, dass wir Menschen das aufgrund unseren geistigen Fähigkeiten können, die die Natur nicht besitze. Aber haben unsere Vorfahren nicht anderen Menschen, und sprechen wir heute nicht anderen Arten aus Unwissenheit möglicherweise vieles ab, weil wir glaubten und glauben, dass nur wir dazu fähig wären? Das was wir als „Natur“ bezeichnen, birgt noch sehr vieles, bisher für uns nicht Zugängliches. Heute gehen wir davon aus, dass wir Teil dieser Natur sind, dann ist es nicht nachvollziehbar, dass wir uns außerhalb dieses Systems zu stellen versuchen. Um es mit einem Computerspiel zu vergleichen: Wir heute Lebenden haben offensichtlich einen Level erreicht, auf den wir stolz sein können. Aber wie viele Levels wir noch erreichen können, darüber können wir nur spekulieren. |
Phase 1 Leben
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These
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Begründung
Wenn die Annahme richtig ist, dass sich das, was wir als Leben bezeichnen, aus einfachsten Anfängen entwickelt hat, dann dürfte die daraus abzuleitende These, dass die Vorstufen des Lebens ihre Umwelt weder wahrnehmen, noch auf Gefahren reagieren konnten, weil ihnen dazu die Fähigkeiten fehlten, richtig sein. Diese Erkenntnis steht im Gegensatz zu unserem Glauben, dass der Mensch als fertiges Wesen von einem Gott erschaffen wurde. Zu Anfang waren die Vorstufen des Lebens (Aminosäuren, Nucleinsäuren usw.) einer Umwelt hilflos ausgeliefert. Die allermeisten Orte auf der Erde dürften lebensfeindlich gewesen sein. Das Entstehen und Vergehen dürfte je nach Ort sehr schnell oder mit einer gewissen Zeitspanne erfolgt sein. Indem sich Moleküle so zusammenlagerten, dass ein gegenüber der Außenwelt abgeschlossenen Raum (Reaktionsraum) entstand, könnte im Innern dieser Gebilde ein von der Außenwelt unabhängiger “Reaktionsraum” entstanden sein, der andere Entwicklungsmöglichkeiten bot. Durch die Vielzahl von Neubildungen kam es immer wieder zu Veränderungen in der Struktur der Vorzellen. Manche waren durch Veränderungen der Zelloberfläche den Umweltbedingungen besser angepasste, die dann die Basis für eine Weiterentwicklung bildeten. Im Innern könnten sich über lange Zeiträume hinweg Strukturen entwickeln, die wir heute als Zell-Organelle bezeichnen. Diese Möglichkeiten sind aber bisher nur Spekulation. All diese Vorzellen entstanden und gingen unter, weil keine Informationen über ihren Aufbau gespeichert wurden. Damit sich die ersten Stufen des Lebens Gefahren entziehen konnten, mussten zwei Grundvoraussetzungen geschaffen werden: in noch primitiven Lebens-Formen musste ein einfacher Mechanismen entstehen, der gewisse Umweltreize registrieren konnte, das könnten erste, primitiven Rezeptoren gewesen sein, die Reize aus der Umwelt wahr nehmen konnten, wie z.B. eine Druckerhöhung, eine Veränderung in der Zusammensetzung der Elektrolyte oder eine Veränderung der Temperatur (z. B. bi Heißquellen). Alleine das registrieren von Gefahren half nicht zu überleben, dazu war es notwendig, Strukturen zu entwickeln, um auf Bedrohungen reagieren und sich von Gefahrenquellen entfernen zu können. Mögliche Gefahren zu registrieren und entsprechend reagieren zu können, half einzelnen Urzellen individuell Gefahren zu überstehen. (kurze Anmerkung: Die Urzellen sind durch Weiterentwicklung aus den Vorzellen hervor gegangen). Um “Leben” auf der Erde zu etablieren gab es nach der Evolutionstheorie nur den Weg, sinnvolle Veränderungen und Erweiterungen zum Schutz vor der Umwelt, auf alle Lebensformen zu übertragen. Dazu bedurfte es der Entwicklung a. eines Speichermediums, in dem die Strukturen und die Schritte zum Aufbau dieser Strukturen gespeichert werden konnten. Dazu entwickelte die Natur eine eigene Sprache, deren Kodierung durch 4 verschiedene Buchstaben erfolgte, die Ribonukleinsäure. Wir kennen eine solche Entwicklung bei unser gesprochenen oder geschriebenen Sprache, auch sie entstanden aus einfachsten Strukturen und haben sich immer weiter entwickelt. Vergleichbar unserer deutschen Schrift-Sprache, die aus 26 Buchstaben und 3 Umlauten besteht, setzt sich ein Wort aus mehreren Buchstaben zusammen, mehrere Wörter bilden einen Satz. In der Genetik bezeichnet man eine bestimmte Sequenz aus Nukleotidbasen als Gen, es besteht aus einer Reihe von „Buchstaben“ (Nukleotidbasen) die den genauen Aufbau eines Proteins (Eiweißes) enthalten. Zur Entwicklung unserer Sprache siehe Link. b. andere Lebewesen mit diesen Informationen zu versorgen, das ging am Einfachsten, indem eine Zelle sich verdoppelte und eine Tochterzelle abspaltete, damit waren die Informationen in gleichem Umfang weiter gegeben. Bei solchen Entwicklungen stellt sich zwangsläufig die Frage, wie neue Evolutionsschritte in die Erbsubstanz gelangen, wie und durch was diese Neuerungen für die Erbsubstanz kodiert werden. Was wir zu wissen glauben ist, dass all das in einem Genom (die gesamte Erbsubstanz) gespeichert ist. Wie und durch was es gespeichert wird, ist bisher ungeklärt. Nach dem Entstehen einer, wenn auch primitiven Erbsubstanz, entwickelte sich irgendwann die Fähigkeit von Zellen sich zu zwei identischen Zellen zu teilen. Dazu verdoppelte die einzelne Zelle zuerst ihre Erbsubstanz, schnürte einen Teil ihres Zellkörpers mit der Kopie der Erbsubstanz ab, so das zwei Zellen mit der gleiche Erbsubstanz entstanden. Das wäre, wenn es so abgelaufen sein sollte, die Geburtsstunde der Vererbung gewesen. Durch eine solche Teilung erlangten nach heutigem Wissensstand alle Zellen mit der gleichen Erbsubstanz einen Selektionsvorteil. Nach dem heutigen Wissensstand sollen sich aus den Einzellern die ersten Mehrzeller und dann Vielzeller entwickelt haben. Zu Beginn dieser Entwicklung zum Vielzeller dürften alle Zellen die gleiche Funktion gehabt haben.
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Phase 2 Leben
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These 1
Durch die Vielzeller gelangte die Entwicklung des Lebens auf eine höhere Stufe.
These 2 Vergleichbar der Schwarmintelligenz und vergleichbar mit den vielen im wissenschaftlichen Bereich Forschenden, kam es bei den Vielzellern mit der immer weiter fortschreitenden Evolution neben einer immer mehr zunehmenden Artenvielfalt höheren Lebens zu neuen Fähigkeiten, die ich ab Phase 4 zu beschreiben versuche. |
Begründung zur These 1
Die reine Zweigeschlechtlichkeit entstand wahrscheinlich erst mit der Eroberung des Festlandes, weil der Samen, entgegen dem Leben im Wasser, ansonsten keine Möglichkeit gehabt hätte ein Ei zu befruchten? Kurzer Hinweis: Manche Arten vereinen auch heute noch beide Geschlechter in sich. Durch die Zweigeschlechtlichkeit wurde das in kleinen Teilen unterschiedliche Genmaterial zwischen zwei Individuen der gleichen Art ausgetauscht, so konnte sich das am besten auf die Umweltbedingungen entwickelte Genmaterial durchsetzen was zu immer höheren Formen des Lebens führte.
Begründung zur These 2 Nur das Zusammenarbeit und das Vereinen gemeinsamer Kompetenzen erweitert unseren Horizont. Vielzeller, die aus nur wenigen gleichen Zellen bestehen, konnten sich nur dann durchsetzen, wenn die einzelnen Zellen gleichsinnig und nicht gegensätzlich reagierten, dazu war es notwendig, dass alle Zellen die Umweltreize wahr nehmen und auf einen Reiz auf gleiche Weise reagierten. Überlebenswichtig war, dass alle Zellen Zugang zu Nährstoffen hatten, daher durfte ein Vielzeller nicht zu groß werden, denn alle Zellen mussten mit der Umwelt in Kontakt stehen um Reize wahr zu nehmen und Nährstoffe aufnehmen zu können. Sobald die Anzahl der Zellen eine bestimmte Größe überschritt, mussten Zellen im Innern eines Vielzellers von anderen Zellen versorgt werden. Mit der Zunahme der Zellanzahl eines Vielzellers wurde es für das Überleben notwendig, dass sich die Zellen differenzierten, also unterschiedliche Funktionen ausübten. Zu einem späteren Zeitpunkt kam es zur Bildung von Organen mit spezialisierten Zellen für verschiedenste Aufgaben. Um zu überleben musste sich das, was wir als Leben bezeichnen, der Umwelt immer wieder neu anpassen. Um höhere Stufen des Lebens zu erreichen, musste das Leben neue Fähigkeiten entwickeln und auch diesen den jeweiligen Notwendigkeiten anpassen.
Und dazu eine bisher nicht beantwortbare Frage: Kann man daraus den Schluss ableiten, dass sich alles in unserem Universum in einem Fluss der Weiterentwicklung befindet und das, was „stille steht“ bald der Vergangenheit angehört – eine Evolution auf allen Ebenen? |
Phase 3 Leben
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These 1
These 2 Ein bestimmtes Verhalten empfindet ein Lebewesen als für sich positiv wenn es dadurch einen Vorteil für sich oder seine Art erzielen kann. Mit der Entwicklung von übergeordneten Strukturen zur Steuerung der einzelnen Zellen, entstanden bei höheren Lebensformen ein Belohnungszentrum für ein bestimmtes Tun. Das kann z.B. ein „gutes Gefühl“ sein, eine Wunscherfüllung usw. |
Begründung
These 1 Die Vielzeller hatten einen Selektionsvorteil, deren Zellen sich spezialisierten:
Wenn die Annahme richtig ist, dass größere Vielzeller Überlebensvorteile besaßen, wenn die einzelnen Zellen unterschiedliche Aufgaben wahr nahmen, dann könnte das der Zeitpunkt gewesen sein, an dem sich Zellen differenzierten um unterschiedliche Aufgaben zu übernehmen. Der Spezialisierung muss einer Veränderung der Erbsubstanz voran gegangen sein oder gleichzeitig erfolgt sein, denn die spezialisierten Zellen hatten nur noch Zugriff auf einen Teil der Erbsubstanz.
Reaktion auf Umweltreize
Waren es zunächst einzelne Zellen, die Reize aus der Umwelt registrierten und darauf reagierten, so kommt es jetzt durch die Evolution zur Arbeitsteilung:
Die auf die Aufnahme und die Reaktion spezialisierten Zellen vermehren sich, so entstehen in einem weiteren Entwicklungsprozess die ersten Organanlagen.
These 2 Bei höheren Lebensformen bezeichne ich eine nicht willentlich beeinflusste Aktionen als Drang, das Individuum wird zu einer Aktion/Reaktion „gedrängt“. Ohne die verschiedene Dränge gäbe es nur die niedrigsten Urformen von Leben. Unter einem „inneren Drang“ verstehe ich einen inneren Druck etwas tun zu müssen. Diese Dränge sind biochemischer Natur, also nur begrenzt beeinflussbar. Nur wenn dieser Drang befriedigt ist, findet der Vielzeller „Ruhe“., oder der Drang wird durch eine Belohnung (Belohnungssystem) befriedigt. Es gibt eine Reihe von „Drängen“, die für das Überleben notwendig sind:
All das muss sich irgendwann in jedem Ur-Lebewesen entwickelt haben.
Wo und wie diese „Dränge“ gespeichert sind, ist vollkommen unklar. Heute gehen viele davon aus, dass diese Informationen über die „Dränge“ und damit die Reaktionen auf Umwelteinflüsse Teil unseres Genoms sind (unter Genom versteht man alle vererbten Informationen, die in fast jeder unserer Zelle gespeichert sind). Aber bisher fehlt dazu jeder Nachweis, jede Idee, wo das gespeichert sein könnte und ob das genau so kodiert ist wie die für die Proteinbildung zuständigen Gene.
Belohnungssystem Wir besitzen im Mittel- und Vorderhirn Bereiche, die zusammen das sogenannte Belohnungssystem bilden. Die einzelnen Bereiche des Belohnungssystems (u.a. Nucleus accumbens, Teile des Tegmentums usw.) sind eng miteinander verknüpft. Dieses “Belohnungs-Gefühl” tritt dann ein, wenn wir etwas für unser leibliches Wohlergehen als auch für unsere Fortpflanzung tun oder getan haben. Dieses positive Gefühl motiviert uns bestimmte Handlungen immer wieder zu wiederholen, um so das positive Gefühl möglichst häufig zu empfinden. Bei der Aktivierung des Belohnungssystems fühlen wir uns glücklich, zufrieden oder auch entspannt, auf jeden Fall empfinden wir das Ausleben als für uns befriedigend. Bei der Befriedigung eines Bedürfnisses ist vor allem das Glückshormon Dopamin wichtig. Nach der Befriedigung sind für unser Hochgefühl vor allem Botenstoffe wie Oxytocin oder körpereigen Opiate (Endorphine) verantwortlich. Auch der Neurotransmitter Serotonin dient dazu, bestimmte Stimmungen in uns auszulösen. Serotonin ist vielen als Bestandteil von Schlafmitteln bekannt, ein Mangel kann sich in Müdigkeit, Erschöpfung usw. äußern.
Warum ist das Belohnungssystem für uns und das Überleben unserer Art so wichtig? Warum soll ein höheres Lebewesen gleich welcher Art Energie aufwenden, wenn es keinen Nutzen für das eigene Überleben bedeutet? Welchen Wert hat ein Marathonlauf wenn ich nicht das vielleicht sogar euphorische Gefühl empfinde mich überwunden zu haben, anderen gezeigt zu haben was „in mir steckt“, die Wertschätzung zu erfahren? Warum sollten Mann und Frau den Geschlechtsakt vollziehen wenn dadurch für sie kein wie auch immer erzeugtes Glücks- oder Befriedigungsgefühl entsteht. Die Evolution hat in unserem Gehirn einen Bereich geschaffen, der, wie schon erwähnt, uns durch bestimmte Gefühle motiviert diese Gefühle immer wieder zu empfinden. Das ist ein wichtiger Grund warum wir uns vermehren und damit unser Erbgut weiter geben. Und letztendlich die Ursache für die Evolution – die stetige Weiterentwicklung allen Lebens.
Dieses Wunsch das Glücksgefühl möglichst häufig zu empfinden kann jedoch in eine Sucht münden, der Süchtige vergisst die Umwelt und will nur noch dieses positive Gefühl erleben. Der Drang dieses Gefühl wieder auszulösen ist so stark, dass der normale Lebensalltag in den Hintergrund gerät. Ausführlich beschreibe ich diesen evolutionärer Fortschritt im Kapitel „Biologie“. Meine persönliche Meinung: Unter Drang verstehen viele ein Fremdbestimmt sein. Die Religionen vermitteln uns das Gefühl, dass bei uns Menschen alles dem Willen unterliegt – im Gegensatz zu den “Tieren”. Noch im letzten Jahrhundert galt das Menschenbild des Homo rationalis/oeconomicus, also des immer rational handelnden Menschen, der sich nicht von seinen Gefühlen leiten lässt. Diesem gottähnlichen Wesen steht unsere alltägliche Erfahrung gegenüber, dass uns ein ständiges Abwägen und rational durchdenken überfordern würde. Der Homo rationalis ist ein Wunschbild, ein Traumbild, dass all die positiven Emotionen außer acht lässt, die unser Leben lebenswert machen. |
Phase 4 Leben
Entstehen von Emotionen
Zu den Emotionen s. Kapitel 1.2.12 |
These
Bei höheren Lebensformen reichte es nicht mehr, ab einem bestimmten Schwellenwert zu reagieren, die Reaktionen mussten mit weiteren Informationen in dafür sich entwickelnden Arealen des Gehirns abgestimmt werden. Damit wurden die Reaktionsmuster immer komplexer und die eigentlichen Reaktion langsamer. Einmal erfolgreich durchgeführte Reaktionen wurden gespeichert um so bei dem nächsten Umweltreiz schneller reagieren zu können. Wie und wo diese Reaktionen gespeichert sind (in den „Tiefen“ der Gehirnzellen”), dazu kann ich keine Antwort liefern. Was wir alle wissen, dass ein Teil unserer Reaktionen durch Emotionen beeinflusst werden. Die Emotionen können manchmal zu überschießenden Reaktion führen, wenn
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Begründung:
Die Emotionen sind eine (aus dem „Innersten kommende) nicht willentlich gesteuerte Reaktion auf einen Reiz hin. Wir „explodieren“, haben Angst, Mitleid und so weiter. Dem steht das rationale oder bewusste Handeln gegenüber. Viele Menschen glauben, dass nur wir Menschen rational handeln können. Aber auch eine Löwin, die registriert, dass sie eine Gazelle nicht erreichen kann und die Jagd abbricht, handelt rational, weil sie ihre Kräfte (Energie) spart. Was ich damit schreiben will ist:, nicht nur wir Menschen handeln rational. Emotionale und bewusste Handlungen scheinen bei höheren Lebensformen Handlungen auf äußere Reize zu sein. Spezifische Reaktionen auf Umweltreize, die wir nicht als bewusst vollzogen wahr nehmen gehören zu den Emotionen. Erst im Nachhinein wird uns unser emotionales Handeln bewusst. Dazu ein kleines Beispiel: Wir fahren Auto, abrupt bremst das vor uns fahrende Auto – und wir treten auf die Bremse, erst Millisekunden später registrieren wir, dass wir auf das Bremspedal getreten sind. Ein Fahranfänger muss bewusst bremsen und ist damit langsamer. Mit den sich immer weiter entwickelnden Fähigkeiten äußere Reize über immer komplexer werdende Sinnesorgane erfassen zu können, erweiterte sich auch unsere Reaktionsmöglichkeiten. Manche trennen zwischen Emotionen und intuitivem Verhalten – all das ist umstritten, weil wir bisher nur begrenzte Kenntnisse über die Handlung (Reaktion), nicht aber über das Entstehen besitzen. Wir Menschen kennen eine große Vielzahl unterschiedlichster Emotionen, die teilweise einander entgegengesetzt sind. Hinzu kommen bei den höheren Lebensformen die Gefühle, die WissenschaftlerInnen als Teil der Emotionen ansehen. Dazu mehr in der Kurzbeschreibung. All die verschiedenen Emotionen dürften sich aufgrund von Lebenserfahrung über einen sehr langen Zeitraum entwickelt haben. Da viele Emotionen vielen höheren Lebensformen gleich sind, müssen sie schon in Grundzügen vor der Entwicklung zu den Wirbeltieren entstanden sein – oder noch viel früher? |
Phase 5 Leben
Bewusstsein Zum Bewusstsein s. Kapitel 1.2.17 |
These
Bei höher entwickelten Arten hat sich ein Bewusstsein entwickelt. Sich etwas bewusst zu werden erfordert scheinbar sehr viel „Hirnleistung“ daher ist der Alltag zu allermeist dadurch geprägt, dass wir unser Leben auf einer Art Sparmodus verbringen. Vieles müssen wir erlernen, was wir dann so verinnerlichen, dass unser Tun fast „automatisch“ abläuft. Wenn wir jeden unserer Schritte bewusst machen müssten oder jeden Buchstaben bewusst setzen müssten wäre ein „Kurzschluss“ in unserem Gehirn wahrscheinlich vorprogrammiert. Mögliche Überforderungen sehen wir beim Burn out oder bei generellen nicht durch körperliche Arbeit verursachten Überanstrengung. |
Begründung
Wir glauben zu wissen, dass es ein Bewusstsein gibt, das zeigt sich alleine in dem Wort, das uns etwas „bewusst“ wird. Bei dem Behauptung, dass uns etwas bewusst wird oder ist, stellen sich viele Fragen wie u.a:
Heute wissen wir immer noch nicht, wie „das sich etwas bewusst werden“ abläuft. Bisher können WissenschaftlerInnen sich nicht untereinander einigen, was Bewusstsein eigentlich ist. Wir wissen aber ungefähr in welchen Hirnregionen entsprechende Aktivitäten beim Bewusstwerden aktiv sind. Was wir wahrscheinlich mit Gewissheit allerdings feststellen können: Ohne ein Bewusstsein würden wir uns heute keine Gedanken über unsere Existenz und die Umwelt machen können. Mehr zu dieser Fragenstellung im Kapitel 1.2.17.
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Phase 6 Leben
Interpretation
Zur Interpretation s. Kapitel 1.3.4
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These
Wie bei einem Mosaikbild versuchen wir Menschen Wissenssteine zusammen zu tragen um die uns umgebende Welt immer besser zu verstehen und hinterfragen zu können. Das hat keinen philosophischen Ansatz sondern einen pragmatischen. Je mehr wir von unserer Umwelt für uns erfahrbar machen, desto besser können wir Gefahren einschätzen, desto sicherer können wir existieren. Der erste philosophische Ansatz könnte seinen Anfang genommen haben, als erste Menschen für sich Welten ersannen, die jenseits aller irdischen Materie sein soll. Bei einem Mosaikbild müssen wir so viele Steinchen wie möglich zu finden versuchen und sie nach Gefühl so legen, dass sie in ihrer Gesamtheit dem von uns als richtig empfundenen Bild entsprechen. Da wir weder das Aussehen noch die Größe des Bildes kennen gehen viele von uns „intuitiv“ vor. Mit dem sich „der Umwelt immer mehr bewusst werden“ entstanden Fragen die mit dem Alltagswissen nicht beantwortet werden konnten. Die Menschen suchten nach Antworten auf Fragen. Da sie die mit der irdischen Wirklichkeit nicht klären konnten, verlagerten die Antworten in eine überirdische Welt, um damit das für sie nicht Erklärbare erklärbar zu machen. Sie verstanden nicht warum es donnerte und blitzte und personalisierten diese Naturerscheinungen, indem sie ihnen einen überirdischen Ursprung zusprachen. |
Begründung
Interpretation – was wir uns mit unseren Erfahrungen nicht erklären können interpretieren wir, indem wir von einem Ausgangspunkt ausgehen und dann Erwünschtes, Erdachtes oder auch als Möglich empfundenes hinzufügen. Das Interpretieren von bewusst aufgenommen Reizen über unsere Sinne ist wahrscheinlich vielen Arten gemeinsam. Bei uns Menschen hat es dazu geführt, dass wir Ursachen für ein Ereignis suchten und für eine Vielzahl nicht erklärbarer Ereignisse einen übernatürlichen Ursprung annahmen. Viele Interpretationen zeigen unsere Befähigung zu irrationalen Schlussfolgerungen. Das zeigt sich bei vielen Religionen oder Ideologien, die uns Traumschlösser verheißen und uns zum Träumen und zum „haben wollen“ anregen. Wir sehen das bei Aktion- oder Weltraum Filmen, in denen all das möglich ist, was wir real nicht können. Was ich damit beschreiben will ist, dass Interpretationen zumeist mit Wunschvorstellungen verbunden sind, die real nicht umsetzbar sind aber viele von uns ein Wunschbild vermitteln, dem wir folgen wollen. Dabei kann es sich auch um ein Potemkinsches Dorf handeln. Um mich nicht zu wiederholen siehe bitte Kapitel 1.3.4. |
Phase 7 Leben
Reflektieren
Zur Reflektion s. Kapitel 1.3.11 |
These
Schon die alten Griechen und vielleicht auch andere Völker haben erkannt, dass eine einseitige Sichtweise zu falschen Schlüssen führen kann. Beim Reflektion versuchen wir von verschiedenen Ansätzen (Sichtweisen) ausgehend ein endgültiges Gesamtbild zu erhalten. |
Begründung:
Wann die Menschen damit begannen, vom Interpretieren zum Reflektieren überzugehen, ist unbekannt. Wir wissen aber, das die Philosophen im alten Griechenland damit begannen zu hinterfragen, warum etwas so war wie es ist oder zu sein schien und es nicht zu interpretieren versuchten. Damit haben sie den Grundstein für die Wissenschaften gelegt, die im Idealfall auf Beweisen und nicht auf Glauben oder Interpretation beruhen. Wahrscheinlich haben auch in anderen Gesellschaften Menschen versucht Vermutungen zu beweisen, dazu liegen aber soweit ich weiß, keine Belege vor. Wegen des neuen Gedankenansatzes sehen einige die Philosophie als den Ursprung des Morgenlands. Dass es sinnvoll ist etwas aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, möchte ich an einem eigenen Beispiel zeigen: Als junger Student ging ich in Köln über die Hohe Straße um mir meine erste Jeans zu kaufen. Vor mir sah ich plötzlich eine junge Frau, eng anliegende Jeans, groß, sehr schlank, lange blonde gelockte Haare. Sie sah von hinten toll aus. Ich wollte unbedingt ihr Gesicht sehen und bin etwas schneller gegangen. Als ich auf ihrer Höhe war erwartete ich ein schönes weibliches Gesicht und sah zu ihr hin – „sie“ trug einen dunklen Vollbart. Heute finde ich die Erinnerung an diese Begegnung lustig, damals war ich maßlos enttäuscht. Meine Lehre war daraus, dass eine einseitige Sicht zu vollkommen falschen Schlussfolgerungen führen kann. Darum sehe ich das Reflektieren (aus verschiedenen Gesichtswinkeln betrachten) in den Wissenschaften als einen zentralen Unterschied zu den Religionen oder Ideologien. |
Phase 8 Leben
Welche Entwicklungen könnten wir als Art Mensch noch erleben |
These/Fragestellung
Wie können wir uns eine noch höhere Stufe des Erfassens von und der Reaktionen auf Umweltreize vorstellen? Welche Weiterentwicklung könnten unsere Sinnesfähigkeiten noch mehr erweitern? |
Begründung:
Mit den Entwicklungen z.B. im Bereich der KI stellt sich die Frage wie weit die von uns entwickelten Apparaturen uns Einsichten ermöglichen könnten, von denen wir heute noch nicht einmal wissen, dass sie existent sind. Gleichzeitig stellt sich die Frage wie belastbar und entwicklungsfähig unser Gehirn ist. Sehen wir die heute vielfach diagnostizierten psychischen Erkrankungen, dann scheinen wir limitiert zu sein was eine weitere Entwicklung betrifft, sehen wir, wie sich unser Gehirn in den letzten Jahrtausenden immer wieder den neuen Herausforderungen angepasst hat, dann scheint die Annahme berechtigt, dass “noch einiges geht – vielleicht auch einiges mehr”. Dazu braucht es aber wahrscheinlich der Schulung. Als den Menschen ihr Umfeld bewusst wurde, hätte auch nur einer die Fantasie besessen das heute Menschen dazu in der Lage sind zu hinterfragen, dass Menschen Apparaturen erschaffen hätten, die ihre Sinnesfähigkeiten erweitern konnten??? Siehe z.B. eine, wenn auch sehr unvollständige Auflistung, ziemlich am Ende meines Vorwortes. |
All die Weiterentwicklungen, von denen die Aufgelisteten nur einen kleinen Teil darstellen, nehmen wir heute als gegeben und selbstverständlich hin. Wahrscheinlich bilden sie aber nicht das Ende sondern die Chance uns als Art, uns als Menschen zu höheren Dimensionen zu führen, wobei alles sich auf den Bereich beschränkt, den wir Universum nennen. Ob und was über dieses Universum hinaus geht, liegt zur Zeit noch fern unseres Wissens.