3.4 Strukturen die der Abwehr dienen

3.4 Strukturen die der Abwehr dienen

Das, was ich nachfolgend beschreibe, wurde schon ansatzweise in vorhergehenden Kapiteln erwähnt. Ich denke das dieses Kapitel eine andere Sichtweise zeigt und damit sinnvoll zum Verstehen ist.

Das Abwehrsystem in unserem Körper schützt unser Leben und unsere Gesundheit durch verschiedene Abwehrmechanismen.

 

Unser menschliches Abwehrsystem besteht

  1. aus einer Schutzschicht, die mit der Außenwelt in Kontakt steht. Diese überzieht als
    • Haut unsere äußere Oberfläche (s. Kapitel 3.4.1)
    • und als Schleimhaut die mit der Außenwelt direkt in Kontakt stehenden Hohlräume (s. Kapitel 3.4.2)

2. aus Organen, die ganz oder zum Teil zum Abwehrsystem gehören:

    • Knochenmark (in ihm entwickeln sich die Abwehrzellen durch Zellteilung (s. Kapitel 3.6).
    • Thymus – in ihm reifen die T-Lymphozyten (s. Kapitel 3.5 zu immunkompetenten Zellen heran.
    • Lymphknoten,
    • Mandeln,
    • Milz.

3. aus der zellulären Abwehr.

Die äußere Haut bietet einen sehr guten Schutz gegen die allermeisten Krankheitskeime. An sie lagern sich Milliarden von Bakterien und Viren an ohne dass sie in unseren Körper gelangen können.

Bei der Nahrungsaufnahme, Atmung oder beim Geschlechtsverkehr können Krankheitskeime über Körperöffnungen in unseren Körper gelangen. Hier treffen sie auf die Schleimhaut, die über weitere Fähigkeiten verfügt Krankheitskeime abzutöten oder wieder auszuscheiden.

Schaffen es Erreger, die Barriere, die die äußere Haut bildet, z.B. indem sie eine Wunde als Einzugsort nutzen, zu überwinden, dann beginnt die Arbeit für das allgemeine oder spezielle Abwehrsystem, die beide auf zellulärer Basis basieren.

 

An der Abwehr im Bereich der Verbindung zur Außenwelt sind beteiligt:

  • die äußere Haut – wir unterschieden, wie schon erwähnt, zwischen einer äußeren Haut, die uns gegen Keime von außen schützt und einer innerhalb unseres Körper liegenden inneren Schleimhaut (Mukosa), die eine Schutzschicht für Hohlorgane bildet die mit der Außenwelt in Kontakt stehen.
  • Augen –
    • Augenlider, die Fremdkörper abhalten,
    • Tränendrüsen, die nicht nur die Konjunktiven (Bindehäute) befeuchten, sondern auch Fremdkörper incl. Bakterien und Viren weg spülen.
    • Für eine Bindehautentzündung sind häufig Viren aber auch Bakterien verantwortlich (z.B. Adenoviren, Masernviren).
  • Mund- Speicheldrüsen
    Im Bereich des Gaumens und des Rachens liegen;
    4 Mandeln (zwei Gaumenmandeln und je eine Rachen- und Zungenmandel), die zusammen den Rachenring bilden.
    Die Mandeln enthalten viele weiße Blutkörperchen, die Krankheitserregen die durch den Mund oder die Nase eindringen, abtöten.
  • Bronchien und Lungen – in diesem Bereich liegen viele spezielle Epithelzellen die Sekrete bilden. Diese Sekrete umschließen die Eindringlinge, die wir dann abhusten.
    In den Lungenbläschen (Alveolen) liegen viele Makrophagen (Fresszellen), die Eindringlinge phagozytieren (aufnehmen und zerlegen).
  • Magen – die Magensäure bereitet mit Hilfe der Kontraktionen des Magens nicht nur die aufgenommene Nahrung zu einem Brei auf, sondern zersetzt auch die nicht säureresistenten Hüllen von Bakterien, Viren oder Pilzen.
  • Darm – er besitzt eine Vielzahl an Abwehrmechanismen (s. Kapitel 3.4.4).

 

Abwehrzellen

Neben den beiden „Schutzwällen“ Haut und Schleimhaut gibt es eine dritte Abwehrstufe, die Abwehr-Zellen.

Wenn Krankheitskeime die „Schutzwälle“ überwunden haben, treffen sie auf Zellen, die ausschließlich der Abwehr dienen und unter dem Begriff Immunabwehrzellen zusammen gefasst werden.

 

Dabei unterscheiden wir zwischen einem

  • Angeborenen Abwehrsystem = unspezifisches Abwehrsystem,
  • Erworbenen Abwehrsystem = spezielles Abwehrsystem.

 

Das unspezifische Abwehrsystem richtet sich gegen alle nicht körpereigenen Zellen und Eindringlinge.

Das spezielle Abwehrsystem richtet sich jeweils gegen einen eingedrungenen Krankheitskeim.

Die Aufgabe des unspezifischen Abwehrsystems ist es, Krankheitskeime zu orten und zu phagozytieren (sie zu fressen). Die Fresszellen präsentieren nach der Auflösung der Krankheitskeime bestimmte Teile der Krankheitskeime auf ihrer Oberfläche (= Antigenpräsentation) und aktivieren andere Zellen indem sie Botenstoffe (Zyto-kinine) abgeben.

 

Zu den Zellen des unspezifischen Abwehrsystem gehören als Überbegriffe die

  • Mikrophagen (Granulozyten) und die
  • Makrophagen (sie entwickeln sich aus im Knochenmark gebildeten Monozyten).

 

Das spezifische Abwehrsystem besteht aus

  • T-Lymphozyten, die wiederum in verschiedene Zelltypen mit unterschiedlichen Aufgaben unterteilt werden können. Die Bezeichnung „T“ beruht darauf, dass sie im Thymus für ihre Abwehraufgaben „ausgebildet“ werden.
  • B-Lymphozyten – sie wandeln sich bei Aktivierung in eine Plasmazelle um, die für jeden Eindringling spezifische Antikörper bilden. Da es tagtäglich einer Vielzahl von Viren gelingt in unseren Körper einzudringen, werden entsprechend der Anzahl der Eindringlinge auch Antikörperbildende Plasmazellen gebildet.

 

Die Antikörper lagern sich in Vielzahl einem Eindringling an spezifischen Virusteilen (Spikes genannt) an und verhindern so, dass

  • das Virus in die Zelle eindringen kann,
  • das Virus von Zellen des unspezifischen Abwehrsystems erkannt und phagozytiert (gefressen) wird,
  • Indem sie sich an mehreren Viren anlagern, dass diese dadurch miteinander verbunden werden und verklumpen.

 

Für Interessierte

Organe, die an der Abwehr beteiligt sind

Neben diesen, direkt mit der Außenwelt in Verbindung stehenden Strukturen, beteiligen sich weitere Organe an der Abwehr, die wir als lymphatische Organe bezeichnen.

Dabei unterscheiden wir zwischen:

  • primären lymphatischen Organen,
  • sekundär lymphatischen Organen.

 

Zu den primär lymphatischen Organen gehören:

  • Knochenmark (s. Kapitel 3.6),
  • Thymus (s. Kapitel 3.5),
  • Und während der Fetalzeit die Leber.

Die primär lymphatischen Organe bestehen aus spezialisiertem Gewebe, in denen spezifische weiße Blutkörperchen (= weiße Blutzellen, die auch Leukozyten genannt werden) gebildet werden oder zu immunkompetenten Zellen heranreifen.

Die in den primären lymphatischen Organen gebildeten Lymphozyten wandern in die sekundären lymphatischen Organe aus, in denen die Lymphozyten mit Antigen in Kontakt kommen und sich in ihnen vermehren.

 

Zu den sekundären lymphatischen Organen gehören:

 

Lymphknoten

Sie filtern Viren und Bakterien aus dem Gewebe.

Milz (weiße Milzpulpa)

Die stark durchblutete Milz ist für die Abwehr ein wichtiges Organ. In der Milz werden Teile der Abwehrzellen gespeichert und bei einer Infektion in die Blutbahn abgegeben, damit sie zu den infizierten Stellen gelangen können. In der Milz liegende Makrophagen phagozytieren („fressen“) Erreger, die mit dem Blut durch die Milz gelangen.

Außerdem werden alte und deformierte rote Blutkörperchen (Erythrozyten) in der Milz abgebaut.

Lymphfollikel unter den Schleimhäuten (MALT = Mukosa-assoziiertes lymphatisches Gewebe)

Sie filtern Keime, die im Bereich der Schleimhäute einzudringen versuchen. Wir unterscheiden zwischen:

  • Lymphfollikel – die in der Schleimhaut des Nasenrachenraum liegen (NALT),
  • Lymphfollikel die in der Bronchialschleimhaut liegen (BALT),
  • Lymphfollikel die in der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakt (GALT) liegend. Hierzu gehören auch die Peyer-Plaques,
  • Lymphfollikel die in der Schleimhaut des Urogenitaltrakts liegen (VALT).

 

Die einzelnen Organe werden histologisch aufgrund ihres Gewebes unterschieden:

  • Bei lympho-epitheliale Organen bildet das Epithel das Grundgewebe – hierzu gehören der Thymus und die Tonsillen.
  • Bei lympho-retikulären Organen bildet retikuläres Bindegewebe das Grundgewebe – hierzu gehören die Milz und die Lymphknoten.

 

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