3.3.1 Abwehrsystem bei uns Menschen
Auch wenn es den moralischen und ethischen Grundsätzen unserer heutigen Gesellschaft teilweise widerspricht, Evolution bedeutet auch:
- sich gegen Gefahren zu verteidigen, sei es passiv oder aktiv.
und es bedeutet auch: - sich gegenüber anderen Arten und Artgenossen durchzusetzen,
- der Drang, seine eigenen Erbanlagen weiter zu geben.
Und all das teilweise auch auf Kosten anderen Lebens.
Dass sich bei vielen von uns und in verschiedenen menschlichen Gesellschaftsformen ein Bewusstsein entwickelt hat, auch für anderes Leben Verantwortung zu übernehmen, lässt die Frage aufkommen,
- ob es sich dabei um eine Weiterentwicklung der Evolution handelt die unsere Art begünstigt
- oder ob es sich um ein Schwäche handelt, die unsere Art oder die jeweilige Gesellschaftsform dem Untergang entgegen führt.
Zukünftige Generationen werden diese Fragen beantworten können.
Nun zu unserem Abwehrsystem
Aufgrund unseres heutigen Wissens können wir die Aussage treffen, dass sich unser Abwehrsystem in einem ständigen Abwehrkampf, einem ständigen Überlebenskampf, befindet, dessen wir uns nicht bewusst sind, weil wir es nicht wahr nehmen.
Um zu überleben haben die verschiedenen Arten im Laufe der Evolution eine Reihe von Angriffs- und Abwehrmechanismen entwickelt, die teilweise im Erbgut gespeichert zu sein scheinen. „Scheinen“, weil sie bisher von den WissenschaftlerInnen (Genetiker) noch nicht nachweisbar ist. Die Erforschung des Erbguts nimmt rasante Fortschritte, aber es liegen offensichtlich noch sehr viele Hürden vor uns.
Bei allen Arten von höherem Leben können wir mit Gewissheit sagen, dass das Immunsystem eine vergleichbare Entwicklung wie die anderen Organe gemacht hat – von einfachsten Strukturen zu einem heute für uns noch nicht vollständig verstandenen Abwehrsystem, dass die Körper immungesunder Individuen (u.a. uns Menschen) zumeist umfassend schützt.
Unser Thema sind die aus unserer Sicht winzigen Krankheitskeime, zu denen Viren, Bakterien, Archaeen (Einzeller) und Pilze gehören. Die allermeisten Bakterien und Viren sind für uns ungefährlich, manche Bakterien sind sogar für uns überlebenswichtig. Einige wenige Arten von Bakterien und Viren können uns krank machen oder töten.
Trotz unserer äußeren Haut gelangen tagtäglich eine Vielzahl an Krankheitskeimen wie Bakterien oder Viren in unseren Körper. Gegen diese kleinen, für unser Auge nicht sichtbaren Erreger, die in unseren Körper eindringen, hat sich im Laufe von Millionen von Jahren ein immer komplexer und differenzierter werdendes Abwehrsystem entwickelt, an dem verschiedene Organe, verschiedene Zellen und eine Vielzahl verschiedener Botenstoffe (Signalstoffe) beteiligt sind.
Die vielen Abwehrreaktionen, die in jedem Augenblick in unserem Körper ablaufen, nehmen wir solange nicht wahr, bis das Abwehrsystem an eine Grenze stößt, was wir dann als Symptome einer Erkrankung wahr nehmen. Aber, ein abwehrfähiges Immunsystem, ist in der Lage sich durchzusetzen und die Eindringlinge zu „eliminieren“.
Unser Abwehrsystem schützt unsere inneren Organe
Damit die inneren Organe und damit der Gesamtorganismus ihre Funktionen ausfüllen können, müssen sie vor Krankheitserregern geschützt werden.
Vor diesen Winzlingen schützten uns:
- die äußere Haut, die unseren Körper umhüllt,
- die Schleimhaut, die im Inneren unseres Körpers die mit der Außenwelt verbunden Hohlräume auskleidend,
- eine Vielzahl verschiedener Zellarten, die Teil unseres Immunsystems sind.
Siehe hierzu Kapitel 3.4ff „Strukturen, die der Abwehr dienen“.
Während die meisten inneren Organe und Gewebe keimfrei sind, stehen die Haut und die Schleimhäute in Kontakt mit der Außenwelt und sind daher ständig mit Bakterien, Viren und Pilzen konfrontiert.
Laut einer Untersuchung wurden
|
Auch wenn tagtäglich hunderte von Millionen oder Milliarden von Viren und Bakterien in unseren Körper gelangen, so muss eine Infektion nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung führen.
Die Immunantwort unseres Immunsystems auf eine Virusinfektion ist auf Effizienz ausgerichtet. Es werden nur so viele Ressourcen verbraucht wie zur Abwehr notwendig wind. Das ist Grundlage der Evolution, mit der körpereigenen Energie möglichst sparsam umzugehen, denn Evolution bedeutet auch „survival oft he best“.
Darum ist bei einer Infektion ständig ein „Regierungskreis“ aktiv, bei dem verschiedene Zellen aufeinander Einfluss nehmen um nur das für die Bekämpfung notwendige zu aktivieren. Dazu gehört auch die Antikörperproduktion, die darauf abgestimmt wird, wie viele Antikörper zur Abwehr notwendig sind. Das steht im Gegensatz zur Corona-Impfung bei der damit geworben wurde, dass durch die Injektion 2,6 mal so viele Antikörper gebildet würden – das hat mich damals an ein XXXXL-Schnitzel erinnert, dass nur wenige aufessen können – aus meiner Sicht wurde mit einer Überproduktion vom 2,6 fachen geworben um uns Angst zu nehmen? Nur, das verursacht aus meiner Sicht einen unnützen Ressourcenverbrauch wie das Wegwerfen von großen Teilen eines XXXXL-Schnitzels.
Dass sich die Immunsysteme der verschiedenen höheren Arten immer weiter entwickeln, sehen wir auch daran, dass sich, nachdem sich eine Art von ihrer Ursprungsart getrennt hat, die Immunsysteme unterschiedlich weiter entwickeln. Daher werden verschiedene Säugetierarten von unterschiedlichen Krankheitskeimen befallen, während diese Krankheitskeime andere Arten nichts anhaben können – d.h. der Immunschutz hat sich unterschiedlich entwickelt (mehr dazu im Block „Embryologie“).
Aufgaben unseres Abwehrsystems
Neben der Abwehr von Krankheitskeimen dient unser Immunsystem im Innern unseres Körpers dazu
- entartete körpereigenen Zellen zu erkennen und abzutöten,
- tagtäglich viele Millionen von Zellen die nicht mehr funktionsfähig, verformt oder alt sind, in fast allen Organen zu töten und ihre Bestandteile für neue Zellen zur Verfügung zu stellen.
Kurz, das Abwehrsystem dient
- dem Schutz vor Eindringlingen und
- dazu, dass alle Zellen unseres Körpers ihre Aufgaben erfüllen können. Altersschwache oder entartete Zellen werden abgetötet.
Auch wenn ich mich wiederhole: In unserem Körper besteht
- ein ständiges Zell-Sterben,
- die abgestorbenen Zellen werden durch Zellteilung durch neue Zellen – auch wenn uns das nicht bewusst ist.
Ein erstes Fazit
Viele Menschen fühlen sich den Krankheitskeimen hilflos ausgeliefert, das ist auch auf die aufmerksam heischenden Medienberichte zurück zu führen, bei dem jedes kleine Symptom als lebensbedrohend empfunden wird.
Um es deutlich zu formulieren:
Unser Körper hat die Fähigkeit die meisten der Krankheitserreger effektiv zu bekämpfen. Bei all den heutigen Debatten sollten wir bedenken, dass unser Körper zuallermeist weitaus besser in der Lage ist sich selber zu helfen als dass das die Medizin kann. Wenn unser Körper immungesund ist, dann können wir seinen Abwehrfähigkeiten vertrauen.
Durch bestimmte Impfungen können und sollen wir unseren Körper weiter stärken. ÄrzteInnen können durchspezifische Medikamente den Körper unterstützen, sich gegen den Krankheitserreger noch besser zur Wehr setzen. Für Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist, braucht es einer auf das jeweilige Virus ausgerichtete Hilfe.
Wir sollten jedoch nicht der Selbstüberschätzung verfallen und glauben, dass unser heutiges Wissen, dass wir im Wesentlichen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gewonnen haben, auch nur annähernd den Möglichkeiten unseres Körpers zu Selbstheilung entspricht. Daher sollte sich die ärztliche und gesellschaftliche Hilfe auf die Menschen konzentrieren, deren Körper zu diesen Selbstheilungskräften nicht mehr vollumgänglich in der Lage sind. Das wurde aus meiner Sicht bei der Corona-Pandemie anders gesehen und alle unter einen Schutzschirm gestellt, die dessen nicht bedurft hätten. Ob das den Schwächsten wirklich geholfen hat, kann ich mit meinen Möglichkeiten nicht beurteilen, zweifle jedoch daran.
Vor Jahren habe ich einmal für Studierende der Medizin zusammen gefasst:
Daraus eine Kurzfassung:
Als angehende MedizinerInnen sollten sie jedoch immer im „Hinterkopf behalten“, dass unser Immunsystem individuell sehr verschieden sein kann.
- Wahrscheinlich spielt bei der körpereigenen Abwehr die Vererbung eine Rolle.
- Gewiss ist, dass ein großer Teil des immunologischen Schutzes während der Kindheit erworben wird. Wie weit die Rückbildung des Thymus negative Auswirkungen auf unsere Abwehrfähigkeit ausübt, kann ich nur begrenzt beurteilen.
- Bestimmte Erkrankungen beeinflussen die Abwehrfähigkeit negativ, wobei die Psyche eine wesentliche Rolle für die Abwehr zu spielen scheint.
- Ein gesundes Immunsystem kann in seiner Funktionsfähigkeit überfordert werden, wenn die Virenlast zu groß wird, dann bricht jedes Immunsystem zusammen.
- Wenn die Patienten schon sehr alt sind, bettlägerig oder nicht mehr lebensbejahend sind, wird das Immunsystem weniger belastbar sein. Siehe hierzu auch Kapitel 3.3 „Veränderungen der Abwehrfähigkeiten, die mit dem Alter einher gehen“.
- Ergänzung 2024: Covi19 scheint vorwiegend Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährdet zu haben – auch junge Menschen können durch bestimmte Erkrankungen, ungesunde Lebensweise oder genetische Prägung ein schlechteres Immunsystem haben als Gleichaltrige.
Das bedeutet, dass jeder Patient bei einer Infektion mit Symptomen für sich betrachtet werden muss. Für alle gilt aber, dass eine zu hohe Belastung an Krankheitskeimen kein Immunsystem auf Dauer stand halten kann.
Für die Praxis dürfte das bedeuten:
- Unser Körper ist auf Effizienz ausgerichtet, es bildet nur so viele z.B. Antikörper wie zu Abwehr notwendig sind. D.h.: Unser Immunsystem reagiert bei Immungesunden bei Bedarf und Zielgerichtet
- Nur wenn unser Körper oder unser Immunsystem sich nicht mehr ausreichend gegen Krankheitskeime schützen können, ist eine medizinische Unterstützung angebracht.
- Bei viralen Erkrankungen, gegen die noch kein immunologisches Gedächtnis in den Erbanlagen entstanden ist, sollte der Körper durch eine Impfung einen Selbstschutz aufbauen (Gedächtniszellen):